Humanimal
Kunst am Bau
Universität Regensburg
Universitätsstrasse 31
93053 Regensburg
Entwurf September 2012
Ausstellung Dezember 2012
Wettbewerb
Im Rahmen eines Kunst-am-Bau-Wettbewerbs an der Universität Regensburg war ich eingeladen, einen künstlerischen Entwurf für das neue Ausweichgebäude zu fertigen. Insgesamt stand ein Budget von 400.000 Euro zur Verfügung. Hauptsächlich sollte im Neubau der Fachbereich Biologie untergebracht werden.
Bei der Entwicklung des Kunst-am-Bau-Beitrages habe ich bei der Durchsicht der vielen Baupläne zufällig entdeckt, dass in dem Gebäude mehrere Tierlabore vorgesehen sind. Nach Rücksprache mit den wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen vor Ort wurde mir bestätigt, dass Neurobiologen dort Tierversuche durchführen würden. Mäuse und Ratten sollten durch chirurgische Eingriffe am Gehirn und behavoristische Methoden in massive Angstzustände versetzt werden. Wie bei vielen Tierversuchen ist deren Nutzen äusserst fragwürdig, unter anderem auch, weil aus mangelnder Übertragbarkeit nicht vom Tier auf den Menschen geschlossen werden kann.
Über die Tierlabore wurden die Künstler_innen nicht in der Ausschreibung, im Kolloquium, in Fragerunden, bei der Ortsbegehung noch bei sonst einer Gelegenheit in Kenntnis gesetzt. Jedoch wurden die Künstler_innen gleichzeitig aufgefordert eine ortsspezifische Arbeit zu entwickeln. Ein Gesuch von mir an die Wettbewerbsleitung, die Tatsache der Tierlabore den anderen am Entwurf arbeitenden Künstler_innen mitzuteilen und nicht zu unterschlagen, ist mit der Begründung abgelehnt worden, dass der Sachverhalt ohnehin klar und offensichtlich sei.
Zunächst wollte ich meine Teilnahme zurückziehen. Allerdings wurde angekündigt, dass alle Entwürfe der 20 Teilnehmer_innen, die sich auch mit anderen Gebäudesektoren beschäftigten, in einer Ausstellung gezeigt werden sollen. Daher entschloss ich mich meinen ursprünglichen Entwurf stark abzuändern. Beim jetzt eingereichten Entwurf wurde auf den Tatbestand der Vivisektion explizit hingewiesen, worin auch meine Haltung zu Tierversuchen Ausdruck gefunden hat.
Entwurf
Auf den Wänden in den Gängen des Gebäudes werden Bekenntnisse gegen Tierversuche, Vivisektion, die damit verbundene Tierquälerei, gegen Tierfolter und den Speziesismus von insgesamt 14 sehr bekannten, gegenwärtigen und historischen Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kunst und Politik zitiert. Ohne den Beitrag durch die Werke dieser Persönlichkeiten wäre unsere Kultur wie wir sie kennen nicht denkbar. Hier ist auch die Kultur gemeint, zu der sich der Freistaat Bayern in der Ausschreibung explizit als "Kulturstaat" bekennt.
In den zwei Treppenhäusern werden jeweils beide Wände mit je einem Bild gefertigt. Jedes Bild erstreckt sich über den gesamten zur Bearbeitung ausgezeichneten Bereich. Je Wand wird eine Situation während eines Tierversuchs gezeigt. Als Vorlage dienen Fotos mit einer Ratte, einem Frosch, einem Primaten und einer Katze. Die verwendeten Fotos wurden im Internet recherchiert und sind in Zusammenarbeit mit den Fotografen bzw. Tierschutzorganisationen (Peta, Ärzte gegen Tierversuche, Menschen für Tierrechte, Vier Pfoten) ausgewählt worden. Die Fotos dienen bei dem künstlerischen Entwurf lediglich als Vorlage für eine eigenständige, malerische Umsetzung, bei der das Motiv technisch und malerisch stark vergrössert und verzerrt wird.
Mein Beitrag zur Präsentation der Entwürfe wurde während der Ausstellung im Verbund mit regionalen und internationalen Tierschutzorganisation auf deren Plattformen öffentlich kommuniziert.
Nachtrag Januar 2013
Der Entwurf wurde wie zu erwarten abgelehnt. Da der Entwurf aber neben allen anderen Entwürfen ausgestellt werden musste, konnte so öffentlich werden, dass Tierversuche in dem neuen Gebäude der Universität Regensburg stattfinden werden. Zudem wurde aufgedeckt, dass den Künstler_innen wesentliche Informationen zum Ort vorenthalten wurden, gleichzeitig aber ein Ortsbezug im künstlerischen Entwurf erwartet wurde. Dadurch beteiligte man die Künstler_Innen ohne deren Wissen an der ethischen Bestätigung der Tierversuche.
Es war nicht zu erwarten, dass dieser Entwurf hätte angenommen werden können. Doch es war ernüchternd, dass alle Kunstvertreter der Jury diesen Entwurf nicht als Anlass genommen haben, gegen die Vertuschung von Tierlaboren und gegen die vorsätzliche Desinformation der teilnehmenden Künstler_innen vorzugehen. Zur Jury gehörte auch der langjährige Leiter des BBK (Berufsverband Bildender Künstler) Bayern. Ich hatte unmittelbaren Kontakt zu diesem aufgenommen und auf die ethischen und verfahrensmässigen Missstände hingewiesen. Zudem forderte ich ihn auf, seiner Verantwortung als Leiter des BBK Bayern nachzukommen, Künstler_innen vor solchen Missständen zu schützen. Er lehnte dies offensichtlich durch seine Abstimmung in der Jury ab. Im Gespräch zeigte er sich trotz deutlicher Aufforderung nicht bereit, gegen die Missstände vorzugehen.
Nachtrag August 2013
Der Wettbewerb musste neu ausgeschrieben werden.
Nachtrag Januar 2015
Das Projekt wurde im Rahmen der von Barbara Koch und Marco Wittowski kuratierten Ausstellung "I wanna be Your Dog - Verhältnisse von Menschtieren zu anderen Tieren" im Künstlerhaus Dortmund gezeigt. ->
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