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Schiessung19.1 (St. ÜKa)
Acrylic, pigment ink on old wood
Fired with caliber: 357 Magnum Hohlspitz
92 x 30,5 cm
2019

 
   
   
   
Schiessung (St. ÜKa)  
   
   
Überwachungskameras beobachten Personen. DIe Erkenntnis beobachtet zu werden erzeugt psychologisch ein abweichendes, paralleles Verhalten zu dem, wie sich jemand ohne Beobachtung verhalten hätte. Die eigene Handlung wird simuliert, sie wird uneigentlich - auch wenn sie in derselben Weise erfolgen sollte. Daher sind Überwachungskameras nicht nur Beobachter, sondern sie manipulieren allein durch ihr Dasein die Handlung des Beobachteten.

Seit Überwachungskameras digitale Bilder generieren, die man als Daten algorithmisch auswerten kann, können zudem die Beobachteten persönlich identifiziert und ihr Verhalten mit einer Datenbank abgeglichen, ausgewertet und beurteilt werden.

Die Heiligenbilder in Kirchen könnten hier eine historische Vorlage für die nun wieder aufgerufene, psychologische Mechanik darstellen. Sie standen zwischen den Gläubigen und Gott, schauten von oben, beobachteten, was die Gläubigen taten und steuerten so ihr Verhalten. Sie waren in der Imaginaton der Gläubigen verbunden mit der Allwissenheit und damit dem vollständigen Wissen über alles einer jeden beobachteten Person. Sie wurden verehrt und steuerten.

Die vorliegende, künstlerische Arbeit erzählt eine fiktive, hypothetische Zukunft, in der digitale Überwachungskameras zum Objekt einer ehrfürchtigen Verehrung aufgestiegen sind, ähnlich wie die Heiligen in der Vergangenheit. Zu diesem Zweck werden sie in kanonisierter Weise auf Altäre gemalt. Statt eines Heiligenscheins erhalten sie eine digitale Aura, d.h. die digitale Struktur wird bildnerisch offen gelegt.

Nun gibt es aber die Gegenspieler, die Ikonoklasten, die diese Verehrung bekämpfen. Sie beschiessen die Bilder der „heiligen“ Überwachungskameras, entreissen sie ihren Altären und entsorgen sie ausserhalb der Gesellschaft.

Dort habe ich diese Artefakte gefunden und in die Gegenwart gebracht.