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Stacco 15.1
Acrylic, pigment ink on lime plaster (fiber reinforced) on wood
60 x 60 cm
2015

 
   
   
   
Stacco  
   
   

Der Begriff “Stacco” beschreibt im Italienischen eine Präsentationstechnik für Fragmente von Freskenbilder. Die Technik wurde im Bereich der Restauration von Wandbildern entwickelt. In Italien und auch nördlich der Alpen gilt diese Präsentationsform als musealer Standard.

Vor allem in Italien gab es viele einsturzgefährdete Gebäude, die Wandbilder enthielten. Um diese Bilder zu retten, wurde ein Verfahren entwickelt, die Wandbilder möglichst schonend von der Wand mitsamt dem Putz auf einen anderen Träger zu transferieren. Dieses Verfahren nennt sich Stacco. Dadurch wird das Wandbild mobil und getrennt von seinem Gebäude. Auf diese Weise kann es in Museen präsentiert werden. Sehr häufig sind nur noch scherbenartige Freiformen des ursprünglichen Wandbildes erhalten. Zu einem rechtwinkligen Bildrand hin wird daher mit einem optisch möglichst neutral aussehenden Putz aufgefüllt.

An dieser Präsentationsform orientieren sich die hier vorliegenden „Staccos“. Sie sind eine logische Weiterentwicklung der bisherigen Wandarbeiten. Beim entwickeln einer Arbeit wird zusätzlich zur Oberfläche die Wand als physische Substanz in den Arbeitsprozess einbezogen. Der Auftrag einer digitalen Maloberfläche durch ein Transferverfahren, das eine patinaartige Oberfläche erzeugt verweist bereits auf ein zeitliches Spannungsverhältnis. Dieses wird durch die Referenz auf die Technik des Staccos vertieft. Denn das Stacco impliziert den Umgang mit historischen, immobilen Bildern. Die digitale Struktur verweist aber auf eine Gegenwart. Daher entsteht hier eine Zeitirritation.